von Roman Thilenius, 1.9.2025

Wir machen ja öfters mal Theater wegen dies und das, aber diesen Sommer haben wir zur Abwechslung mal ein tatsächliches Theaterstück in zwei Abendveranstaltungen (2. und 3. Juni – siehe hier) in einem richtigen Theater in Frankfurt aufgeführt.
Der Theaterakt begann mit einem Zitat der Musikerin Björk über den Sinn von Utopien im Allgemeinen – einem Thema, mit dem die Musikerin sich seit langem auseinandersetzt und dem sie ganze Alben gewidmet hat – und endete mit der Feststellung des Schauspielers, dass der 2022 in Österreich eingeführte “Klimabonus” im Grunde genommen bereits eine Art Bedingungsloses Grundeinkommen sei und es vermutlich nur möglich war es einzuführen, weil es nicht auch so heißt.
Das Theaterstück: „Was soll das heißen, bedingungslos?“ konfrontierte das Publikum mit 3 Szenen, in denen der Schauspieler David Kopp in die Rolle dreier Protagonisten schlüpfte, die sich aus ihren jeweiligen Perspektiven mit der Frage beschäftigen, was bedingungslose existenzielle Sicherung für die Gesellschaft, für die Arbeit und für die individuelle Freiheit bedeutet.
Protagonist #1 lebt im Heute, betritt die Bühne und befragt das Publikum ohne wirklich auf Antworten zu warten, was für sie ein Grundeinkommen bedeuten würde: Entlastung, ein kleines Plus im monatlichen Budget oder die Möglichkeit nur noch auf dem Sofa Bildschirmunterhaltung und Bier zu konsumieren?
Protagonist #2 sitzt in seinem Raumschiff, 300 Jahre in der Zukunft, und blickt auf den Planeten Erde. Er spricht letztmalig vor der Landung auf der Erde in das Mikrophon seines Logbuchs und erörtet dabei, immer noch verwundert darüber, all die Probleme und Ängste, die vor der Einführung des BGE auf der Erde bei deren Bewohner bestanden.
Protagonist #3 lebt in ebendieser relativen Vergangenheit, in der das BGE auf der Erde gerade erst eingeführt werden soll. Der Fabrikbesitzer in Businesskleidung kommt von einem langen Arbeitstag nach Hause und listet aufgeregt all die Argumente auf, die ihm gegen das BGE gerade einfallen, und macht sich Sorgen darüber, was ein BGE für sein Unternehmen bedeuten würde.
Wutschnaubend holt er letztlich seine hart erarbeitete erste Million aus seiner Aktentasche und wirft bündelweise Geldscheine ins Publikum.
Nach seinem Abgang übernahm die Moderatorin, bat die beiden Pro- und Kontra-ReferentInnen auf die Bühne und eröffnete dem Publikum die Möglichkeit Fragen zu stellen.
Auslöser für das Stück von Daniela Egger war der sogenannte “Klimabonus” in Österreich.
Der österreichische “Klimabonus” ist ähnlich dem geplanten, aber nie eingeführten “Klimageldes” der deutschen Ampelregierung 2021-2025 natürlich erst mal nur eine Maßnahme zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit und soll Anreize für ökologisches Verhalten schaffen.
Er beträgt je nach Wohnort 145 bis 290 Euro pro Jahr und soll ärmere, oder auch einfach nur besonders sparsame Haushalte dabei unterstützen die CO2-Bepreisung auf Energie bezahlen zu können und verschiebt damit die Besteuerung von Energie in Richtung der Verbrauchsmenge pro Kopf.
Er wurde 2025 leider schon wieder nicht mehr ausbezahlt sondern fällt nach nur drei Jahren direkt schon wieder einer Einsparung zum Zwecke der Haushaltskonsolidierung zum Opfer – aber immerhin, auch der Versuch muss anerkannt werden, und der Versuch war ja anders als bei uns in Deutschland zunächst erfolgreich.
Ein “richtiges” BGE wäre natürlich eines, was von seiner Höhe her vollumfänglich das Existenzminimum oder gerne auch noch mehr bereitstellt, um dann seine eigentliche Wirkung auf Geldsystem, Arbeit und Gesellschaft zu entfalten.
Über ein solches richtiges, aber noch utopisches BGE für alle haben wir nach den beiden Theateraufführungen dann mit unseren Gästen jeweils eine lebendige Debatte geführt, bei der eine ganze Reihe von offenen Fragen erörtert wurden, die sowohl das utopische BGE als auch ein Weiter-so in der Sozial-, Wirtschafts- und Steuerpolitik gleichermaßen nicht so einfach beantwortet werden können.
Dabei stand uns an einem der beiden Theatertage neben Befürwortern des BGE mit MdL Marcus Bocklet auch ein Experte zur Verfügung, der sich ausdrücklich gegen das BGE stellt, gleichwohl aber die bestehenden Probleme im derzeitigen System durchaus sieht, für die er selbst aber auch keine Lösungen hat.
Neben dem Spaß an der Vorbereitung und Durchführung des Projektes, was uns überhaupt nur durch eine private Spende möglich war, bleibt am Ende für die Initiativgruppe BGE Rhein-Main vor allem ein hoher Level an Erkenntnisgewinnen unterm Strich übrig, nicht zuletzt darüber, wieviele und welche Art von Menschen man heutzutage überhaupt auf unser Lieblingsthema “BGE” ansprechen kann.