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Bedingungsloses Grundeinkommen in der Paulskirchenversammlung 1848 !?

Erste Paulskirchenversammlung 1848

Anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche gab es eine Performance der Fliegenden Volksbühne Frankfurt unter der Leitung von Michael Quast in der Paulskirche selbst:

Dem Volk seine Rechte! Die Nationalversammlung tagt.

Interessanterweise kam darin auch das Bedingungslose Grundeinkommen vor, denn die Soziale Frage wurde bereits 1848 heiß diskutiert. Der Begriff Grundeinkommen selbst ist damals wohl nicht gefallen, sondern hier als Kommentar im Rahmen der künstlerischen Freiheit hereingekommen.

Hier ein Ausschnitt aus dem Manuskript, das von Peter Michalzik und Michael Quast verfasst wurde:

GAGERN (läutet) Meine Herren, der Handwerkerkongress richtet an die Nationalversammlung die dringende Bitte: Machen Sie die Grundbedingung allen sozialen Lebens, die Arbeit und insbesondere das Recht auf Arbeit, zum Mittelpunkte des deutschen Verfassungswerkes. Ein Zusatzantrag lautet: Jeder Deutsche hat das Recht auf Unterhalt.

FRAU+CHOR (zum Publikum) Das ist das Grundeinkommen! Bedingungsloses Grundeinkommen!

SIMON Meine Herren, was hier gefordert wird, ist mehr als gerecht. Was hier gefordert wird, ist nicht das berüchtigte Recht auf Arbeit, sondern nur das Recht auf Unterhalt.

BLUM Oder, mit anderen Worten, das Recht, nicht zu verhungern.

CHOR Richtig! Genau!

GAGERN Das Wort hat Herr Raveaux.

RAVEAUX (am Pult) Meine Herren –

FRAU Franz Raveaux aus Köln. Gilt als Begründer des politischen Karnevals. Stirbt später im belgischen Exil, aus dem er immernoch Karnevalslieder nach Köln geschickt hat.

RAVEAUX – wollte der Staat jedem eine seinen Kräften angemessene Arbeit und dieser entsprechenden Lohn verbürgen, so würden die Arbeiter zur Unmündigkeit herabsinken und in gänzliche Erschlaffung versinken. Jeder Sporn zur Tätigkeit des Vorwärtsstrebens, jede Anstrengung zur Überwindung von Schwierigkeiten würde vermieden, der Trieb zur Selbsthilfe, Selbstsorge, die ganze Intelligenz würde vernichtet werden, die große Masse würde sich mit dem täglichen Brot begnügen, den Staat als Vormund betrachten und diesem die Sorge überlassen, es herbeizuschaffen. (zurück ins Plenum)

CHOR Dem Volk seine Rechte!

SIMON Was sollen die Arbeitslosen tun? Erstens, sie können betteln. Dann werden sie bestraft. Zweitens, sie stehlen und rauben. Dann werden sie auch bestraft.

BLUM Und wenn sie Unterhalt fordern, dann sagt man ihnen: Aber ihr seid ja arbeitsfähig.

CHOR So ist es!

GAGERN Ich habe die Versammlung zu fragen und komme damit auf den Antrag des Handwerkerkongresses zurück, ob sie eine weitere Fortsetzung der Debatte oder eine Abstimmung wolle? Ich ersuche diejenigen Herren, die den Schluss der Beratung zu diesem Punkte wünschen, sich zu erheben.

(Eine große Zahl der Abgeordneten erhebt sich.)

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