Jobismus von J.Larochelle & C.A. L'Hirondelle 2004, aktualisiert 2013.
Jobismus ist der Glaube, dass Jobs (Erwerbsarbeitsplätze) die Lösung aller sozialen und wirtschaftlichen Probleme sind.
Jobismus sieht jede Jobs schaffende wirtschaftliche Aktivität als Erfolg an, sogar wenn sie unsere Umwelt zerstört - die eigentliche Quelle unserer Fähigkeit zu leben.
„Dass 50% oder mehr der Arbeit in der Gesellschaft verschwendet ist, wussten einige der besten Philosophen der Welt und es wurde in akademischen Kreisen vor siebzig Jahren ausgiebig diskutiert.“ –J.W.Smith, The World’s Wasted Wealth II, Institute for Economic Democracy, 1994.
„Wir finden all die nicht das Leben unterstützenden Wohlstand produzierenden Leute, die 1980 zu ihren Jobs in ihren Autos oder in Bussen fahren, täglich Öl im Wert von Billionen Dollar verbrauchen, um zu ihren keinen Wohlstand produzierenden Jobs zu kommen. Man braucht keinen Computer, um zu begreifen, dass es sowohl dem Universum als auch der Menschheit täglich Billionen Dollar sparen wird, sie großzügig zu bezahlen um zu Hause zu bleiben.”–Buckminster Fuller, Critical Path (xxxv).
Jobismus ist eine unkritische Treue zum und ein unkritischer Glaube an das Jobsystem. In allen modernen Volkswirtschaften gibt es jetzt eine totale Treue gegenüber der Idee von Jobs als etwas Gutes an sich, ungeachtet des tatsächlichen Einflusses, den der Job auf Menschen, Umwelt oder andere Lebewesen hat.
Jobismus bedeutet, dass es keine Gesamtschau oder kritisches Denken gibt, ob die Aktivität, die der Job erforderlich macht (eingeschlossen indirekte Aktivitäten wie jene, dass Millionen Menschen jeden Tag hin und her fahren müssen für Jobs um ihrer selbst willen) unwirtschaftlich oder schädlich ist oder nicht.
Jobismus verdeckt, dass das System ein Fluch und kein Segen ist für Mensch und Planet.
Jobismus ist außerdem eines der Haupthindernisse für die Unterstützung eines Bedingungslosen Grundeinkommens.
Sowohl die politische Linke als auch die Rechte glauben an verschiedene Varianten des Jobsystems, aber das Ergebnis ist in beiden Fällen dasselbe: Enorme Mengen menschlicher und natürlicher Ressourcen werden verschwendet. Im Jobsystem gibt es keine Unterscheidung zwischen notwendiger und nutzbringender Arbeit und solcher, die unnötig oder schädlich ist. Solange sie die Wirtschaft wachsen lässt, wird sie als ‚produktiv‘ und nützlich angesehen.
Überdies werden alle, die informelle aber notwendige Arbeit tun wie unbezahlte Sorgearbeit, unter finanziellen Zwang gesetzt, da die Zeit, die sie für unbezahlte Arbeit aufwenden, nicht für bezahlte Arbeit verwendet werden kann. Familien, Nachbarschaften und Gemeinden werden der Zeit und Ressourcen beraubt, die sie brauchen um zu gedeihen und gesund zu sein.
Dieser Ressourcenraub aus dem informellen Sektor verursacht großen Schaden an Kindern, Alten, Menschen mit besonderen Bedürfnissen aufgrund von Krankheit oder Behinderung und er zerstört Familien und Gemeinschaften. Es erschafft einen Teufelskreis, denn die daraus folgenden Probleme verstärken die Notwendigkeit von mehr ‚Reperaturjobs‘ (z.B. Sozialarbeiter, Suchtberater, Polizeibeamte, Anwälte, Gefängniswärter, etc.).
Jobismus zwingt menschliche Aktivitäten in zwei Kategorien: bezahlte Arbeit (sichtbar und finanziell belohnt) und unbezahlte Arbeit (unsichtbar und finanziell nicht belohnt). Bezahlte Arbeit wird als berechtigte Aktivität angesehen und unbezahlte Arbeit wird im Allgemeinen nicht als berechtigte oder ‚richtige‘ Arbeit angesehen. Das bedeutet, dass viele schädliche, unwirtschaftliche und unnötige Aktivitäten finanziell begünstigt werden und viele Arten von nutzbringender Arbeit (z.B. unbezahlte Sorgearbeit) finanziell benachteiligt werden.
Der Preis, den wir für den Jobismus bezahlen, ist hoch, weil all die Ressourcen, die eingesetzt werden, um die Infrastruktur des Jobsystems zu unterhalten, nicht genutzt werden können, um die wirklichen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Das Jobsystem ist eine kolossal verschwenderische Maschine der Ressourcenumleitung.
Quelle: http://www.livableincome.org/jobism.htm
Übersetzung: Eric Manneschmidt