Was würden Sie arbeiten,
wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre?
Vier Stunden lang diskutierten wir mit Passant*innen auf dem diesjährigen Rotlintfest in Frankfurt und ließen sie auf unserer Bodenzeitung mit Strichen ihre Optionen festhalten:
1. Das Gleiche wie jetzt (vielleicht nur besser)
2. Weiter arbeiten (evtl weniger), aber in einer anderen Branche/Firma.
3. Die Arbeitszeit zugunsten meiner Mitmenschen/Familie reduzieren
4. Endlich die Selbstständlichkeit wagen (Existenzgründung)
5. Mich beruflich weiterbilden, (nochmal) studieren..
6. Kreativer werden, mich sozial und kuturell engagieren
7. Mich stärker politisch engagieren (Demokratiearbeit)
8. Erst mal ausspannen, die Seele baumeln lassen, reisen….
“Darf nur eine einzige Antwort angekreuzt werden? Wenn ich die vorgeschlagenen Möglichkeiten anschaue, habe ich Schwierigkeiten, mich für nur eine einzige zu entscheiden”. Immer wieder kam diese Frage auf. Wir sind wohl zu sehr darauf abgerichtet, dass wir nicht alles im Leben haben können! Wir leben in einer Welt, in der Knappheit regiert und da heißt es, sich gut zu organisieren, damit die “Work-Life-Balance” überhaupt klappt.
Liegt also das “Leben” jenseits der “Arbeit”? Beginnt es, wenn wir den “Arbeitsplatz” verlassen, auf dem wir idealerweise 40 von den 168 Stunden verbringen, die eine Woche hat? Wenn wir von diesen 168 Stunden noch 6 Stunden Schlaf pro Nacht abziehen, bleiben gar 40/120 Stunden, also ein Drittel unserer wachen Lebenszeit. Und zumindest ich benötige mehr als nur sechs Stunden Schlaf täglich, da verbraucht die “Arbeit” also sogar noch einen größeren Teil meines Lebenszeitbudgets.
Und Zeit ist eine nicht nachwachsende Ressource im Leben eines Menschen.
Ja, es durften mehrere Optionen angekreuzt werden. Denn eine Existenzsicherung bringt eine größere Zeitsouveränität. Ein Grundeinkommen befreit von der Anhängigkeit von einem Lohn als Lebensunterhalt. Es wird möglich, mehr von der nicht nachwachsenden Ressource (Lebens-)Zeit für die Tätigkeit(en) zu verbrauchen, die jede und jeder Einzelne wichtig findet. Das kann durchaus die Tätigkeit sein, für die jemand bezahlt wird. Ist aber nicht immer der Fall.
Das folgende Diagramm zeigt, wofür die befragten Menschen gerne ihre Zeit verwenden würden, wenn Geldverdienen zur Existenzsicherung nicht eine Notwendigkeit wäre. Die Zahlen entsprechen den o.g. Optionen auf der Bodenzeitung
Diese Umfrage hat natürlich keinen wissenschaftlichen Wert, aber es wird deutlich, dass Menschen ganz unterschiedliche Tätigkeiten als wünschenswert und sinnvoll erachten.
Es entspannen sich noch weitere spannende Gespräche, die teilweise weit über das Grundeinkommen als solchem hinausgingen. Aber genau das ist es ja: wenn jeder Mensch in unserer Gesellschaft frei von Existenzangst leben könnte, was wäre das für eine Gesellschaft? Was würde das mit jeder und jedem Einzelnen von uns machen?