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Postpatriarchal denken – wie geht das?

IGBAU-Frauen mit BGE anner

Postpatriarchal denken –

Wie geht das?

Es ist eine Selbstermächtigung – am besten gemeinsam –, die Schablonen, die unser Denken und Fühlen modellierten, abzuwerfen und tief in sich hinenzuhorchen, was uns wirklich kostbar ist. Und dann zu überlegen, wie wir es verwirklichen können.

Und genau diese Übung stand auf dem Programm der 9. Bundesfrauenkonferenz der IG-BAU, zu der man zwei von uns als Vertreterinnen der Initiative Bedingungsloses Grundeinkommen in Frankfurt einlud. Die Übung wurde zwar nicht so benannt, aber in der Umsetzung ging es genau darum. In vier Workshops von jeweils drei Stunden analysierten wir, warum unsere Gesellschaft zwischen Frauen und Männern Unterschiede macht, die Frauen benachteiligen, und was getan werden könnte und jede von uns tun kann, damit sich das ändert. Es wurde lösungsorientiert gearbeitet, also mit Disziplin darauf geachtet, für jeden benannten Missstand einen positiven Zielzustand zu formulieren, und möge er unter Umständen auch utopisch anmuten. Denn postpatriarchales Denken ist ein Denken im Exodus-Modus. Es ist wegweisend. Es löst den Blick von den Fleischtöpfen der Sklaverei. Es führt aus der Gefangenschaft und durch die Wüste hindurch. Denn jenseits davon wartet das Gelobte Land. Es galt also, nicht im Opfermodus zu verharren, sondern sich bewußt zu machen, dass es Ressourcen gibt, besonders als Gruppe, auf die jede von uns zurückgreifen kann, um gemeinsam das Gute Leben für Alle zu gestalten.

Seit vier Jahren beschäftigen sich die Frauen der IG-BAU mit der Frage: “Wie wollen wir leben?”. Jedes Jahr wurde ein Thema vertieft, z.B. Glück. Was bedeutet es und wo findet man es. Was macht es mit uns, warum ist es so wichtig. Dann Geld. Woher kommt es, was ist es, was tut es, was bedeutet es mir. Oder Zeit. Wobei entdeckt wurde, dass es ganz unterschiedliche Zeiten gibt, zum Beispiel Chronos und Kairos. Und sie hielten fest: “Nach uns die Zukunft”. Und bauten eine Arche wie Noah, auf der sie alles das aufluden, was ihnen so wertvoll erschien, dass sie es in die Zukunft hinüberretten wollten. Und schließlich Freiheit. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden auf Tafeln festgehalten, aus denen jeweils ein Kalender entstand. Nun bilden sie eine wunderschöne Wanderausstellung, die verliehen wird.

Carearbeit war natürlich ein wichtiges Thema. Denn eines der Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die die Gesellschaft macht, ist die ungleiche Verteilung von Carearbeit, sowie auch von gut bezahlter aber auch von unbezahlter Arbeit. Das ist jedoch keine Fatalität, wie wir feststellten. Jede von uns kann ihren Beitrag leisten, dass sich das ändert. Zuallererst, indem jede ihr Denken und dann entsprechend ihr Verhalten ändert. Besonders wichtig ist jedoch, dass wir gemeinsam an der Veränderung arbeiten. Und auch die Männer einbeziehen. Das fängt damit an, dass wir lernen, die Kontrolle über Bereiche wie den Haushalt loszulassen und akzeptieren, dass die Männer nach ihrer Art manche Tätigkeiten erledigen, wie die Spülmaschine einzuräumen oder die Kinder anzuziehen. Aber auch durch kleine Aktionen, wie bei bestimmten Festen verschiedene Preise für den Kuchen zu verlangen, nämlich 1 Euro für einen Mann und 78 Cent für eine Frau, um dadurch den statistischen Pay Gap zu verdeutlichen. Oder Frauen ein ganzes Stück Kuchen zu geben, während die Männer nur 1/4 Kuchen erhalten, entsprechend dem statistischen Care Gap. Denn wer nicht arbeitet soll doch nicht essen. Oder?

Übrigens, die Einführung eines empanzipatorischen Grundeinkommens sehen die IG BAU Frauen als einen wichtigen Baustein zu dem erwünschten gesellschaftlichen Wandel. Mit einem Antrag wollen sie sich in ihrer Gewerkschaft dafür einsetzen, dass es dort offiziell diskutiert wird. Und mit zwei weiteren Anträgen wollen sie, dass die Gewerkschaft sich offensiv einsetzt für die Verkürzung der Arbeitszeit und gegen Arbeitsverdichtung, und dass sie diskutiert, wie überhaupt die Zukunft von Leben und Arbeiten aussehen soll.

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