BGE_RHEIN MAIN

Programmbeschwerde zum Arbeitsbegriff abgeschmettert

Am 13.12.24 hat der ZDF-Fernsehrat die Programmbeschwerde unseres Mitglieds Eric über die Sendung „Am Puls mit Sarah Tacke – Arbeitslos – kein Bock oder keine Chance?“ (vom 1.5.24) als unbegründet zurückgewiesen.

Die Sitzung war gestreamt worden. Darin war nur die Rede von “ehrenamtlicher Betätigung”, obwohl der Fokus der Beschwerde auf der unbezahlten Haus- und Sorgearbeit gelegen hatte. Unser Mitglied schrieb daher noch am selben Tag wie folgt an die Vorsitzende des Fernsehrates:

Sehr geehrte Frau Hasselfeld,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe heute Vormittag im Stream die Behandlung meiner Beschwerde im Fernsehrat verfolgt.

Es wurde dort behauptet, ich hätte gewünscht, dass über ehrenamtliche Betätigung der Menschen berichtet wird. Das ist so nicht korrekt, ich schreibe ausdrücklich von unbezahlter Arbeit, von Haus- und Sorgearbeit. Ehrenamt macht nur einen kleinen Teil der unbezahlten Arbeit aus und ist daher nicht mein Punkt.[1]
Darüber hinaus wurde argumentiert, der Beitrag von Sarah Tacke behandle eben nur bezahlte Arbeit, unbezahlte Arbeit ("Ehrenamt") sei halt nicht das Thema der Sendung gewesen. Ich habe die Sendung ausdrücklich dafür kritisiert, dass sie angeblich über "Arbeit" berichtet hat und nicht nur über "Erwerbsarbeit". Wenn Sie eine Sendung nur über Erwerbsarbeit machen, dann sollten Sie das auch so sagen (schon im Titel der Sendung heisst es "arbeitslos" und nicht "erwerbslos"). Es kommt hinzu, dass in der Sendung ja der Vorwurf der "Faulheit" gegenüber nicht erwerbstätigen Menschen erhoben wird. Auch damit implizieren Sie, dass es keine Arbeit jenseits der Erwerbsarbeit gäbe.
Die Berichterstatterin sprach außerdem davon, dass ja auch Erwerbstätige ehrenamtlich engagiert seien. Das hat überhaupt niemand in Abrede gestellt, es war auch weder Gegendstand meiner Beschwerde, noch der Sendung.

Es entsteht insgesamt der Eindruck, dass Sie meine Beschwerde nicht gelesen haben oder sich damit jedenfalls inhaltlich nicht auseinandersetzen wollen. An der Stelle offenbaren Sie ein erschreckendes Arbeitsethos als Journalisten/Medienschaffende. Es wurde in der Ausschusssitzung zu Recht darauf hingewiesen, dass Sie so etwas wie die Vierte Gewahlt in der Demokratie sind. Und diese unsere Demokratie wird aktuell bedroht, da wäre es angemessen, dass Sie Ihren Job ordentlich machen.

Zuletzt ist noch zu erwähnen, dass Sie auf die unkommentierte verhetzende Aussage in der Sendung überhaupt nicht eingehen, dass "arbeitsunwillige" Menschen mit faulen Äpfeln in einer Kiste zu vergleichen sind, von denen die Gefahr ausgehe, dass sie die anderen Äpfel "anstecken" und die deshalb - logische Folge - aussortiert (oder bekämpft) werden müssen.
Diese reinste Hetze gegen angeblich "faule" Menschen ist in jedem Fall zu beanstanden, selbst wenn Sie die falsche Gleichsetzung Arbeit sei nur Erwerbsarbeit aufrecht erhalten wollen. Aufgrund der deutschen Geschichte verbietet es sich zu fordern, dass angeblich "faule" Menschen aus der Gesellschaft aussortiert werden sollen, oder jenen unkommentiert eine Plattform zu geben, die so etwas fordern.
Ich verweise hier nochmals ausdrücklich auf die Verfolgung "Asozialer" in der Zeit des Nationalsozialismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Asoziale_(Nationalsozialismus)

[1] https://bge-rheinmain.org/arbeitsbegriff-beim-zdf-zweite-programmbeschwerde

Die heutige Darbietung in der Sitzung des Fernsehrats ist wahrlich keine Sternstunde der Demokratie oder des Journalismus in Deutschland gewesen.

Mit freundlichen Grüßen
Eric Manneschmidt

Wenige Tage später ging noch dieses Schreiben mit der Ablehnung der Beschwerde ein. Darin ist immerhin auch von Haus- und Sorgearbeit die Rede.

Es heisst darin auch: “Auch wenn Ihrer Beschwerde nicht stattgegeben wurde, bleibt eine gut begründete, inhaltlich fundierte Beschwerde im ZDF nicht ohne Wirkung. Die intensive Diskussion mit den Programmverantwortlichen des ZDF, meist in den zuständigen Programmausschüssen, führt zu einem konstruktiven Umgang mit den Inhalten der Beschwerde und, wo nötig, auch zu Reaktionen in der redaktionellen Arbeit.”

Es ist uns leider nicht gelungen, die besagte Ausschusssitzung mitzuschneiden. Sollte jemand über eine Aufzeichnung oder eine Transkription verfügen, würden wir uns über deren Zusendung freuen.

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