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Ohne Existenzsicherung ist Care Arbeit nicht möglich

verschiedene Szenen der Sorgearbeit

Ohne Existenzsicherung ist Care Arbeit nicht möglich

Wie der Thementag zur Sorgearbeit aufzeigte: gute Sorgearbeit braucht Existenzsicherung. Damit sich Menschen um Menschen kümmern, ist es notwendig, dass sie über Zeit verfügen.

Sorgearbeit ist Arbeit am Menschen. Es geht dabei nicht nur darum, dass ein Mensch satt wird oder sauber, sondern auch, dass sowohl die sorgende Person als auch die Sorgeempfangende in ihrer Interaktion miteinander erfahren, dass sie wertvoll sind, weil sie menschliche Würde haben. Und das ist nur möglich, wenn der Akt der Sorge mit einem Minimum an Achtsamkeit erledigt wird. Angefangen mit der Achtsamkeit der sorgenden Person sich selbst gegenüber. Wenn aber die Sorgetätigkeit immer nur unter Zeitdruck erledigt werden kann, sieht es damit nicht gut aus.

Zeit hat aber nur jemand, der die auszuübende Tätigkeit und ihre Qualität als seine Priorität sieht. Wenn nicht die Tätigkeit an sich Priorität ist, sondern z.B. die Erfüllung eines Leistungsplans mit immer knapper bemessenen zeitlichen Vorgaben, dann entsteht Zeitnot. Weil Zeit dann nicht mehr eine Ressource ist, um eine Tätigkeit auszuüben, sondern eine Ware, die gegen Geld verkauft wird. Nach dem Motto: “Zeit ist Geld”. Oder weil die Zeit, die für Sorgearbeit verbraucht wird, auf Kosten von Zeit geleistet wird, die für anderes benörigt wird, besonders für Erholung. Um selbst wieder Kraft schöpfen zu können. Sorgearbeit – Reproduktionsarbeit – wird untersolchen Bedingungen behandelt wie Produktionsarbeit. Wie Arbeit zur Herstellung von Produkten, die mit einer Gewinnmarge auf einem Markt verkauft werden sollen: Wie Arbeit, die bei steigender Produktivität entsprechend größere Gewinnmargen abwirft.

Wie sollten dann aber die Bemessungskriterien für die Bezahlung von Sorgearbeit sein?

Wie Ingrid Kurz-Scherf in ihrem Einführungsreferat darlegte, wird diese Frage dahingehend beantwortet, dass Sorgearbeit idealisiert und für “unbezahlbar” erklärt wird. Was dazu führt, dass sie weitgehend nicht bezahlt wird. Oder – wenn erwerbsförmig organisiert – schlecht bezahlt wird.

Aber wovon sollen denn die Menschen leben, die große Teile ihrer Zeit für Sorgearbeit verwenden?

Und warum sollen denn nur bestimmte Menschen “unbezahlbare” Sorgearbeit leisten und dafür auf eigenes Geld verzichten?

Das ist die Frage!

Die Einführung eines existenzsichernden Bedingungslosen Grundeinkommens würde hier sehr vieles verändern. Es würde nämlich vielen Menschen die Möglichkeit eröffnen, freier über ihr persönliches Zeitbudget zu verfügen. Sie wären entlastet, Arbeiten ausüben zu müssen, um damit in erster Linie ihre Existenz zu sichern. Diese wäre ja abgesichert. Sie könnten also (größere) Teile ihrer Zeit für Sorgearbeit verwenden. Sorgearbeit für sich selbst und für andere. Sorgearbeit könnte somit gerechter verteilt werden. Und damit würde sich ihre Qualität auch verbessern.

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